Hermann von Helmholtz
(1821-1894)

Helmholtz wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers am 31. August 1821 geboren. Obowhl er Physik über alles liebte, studierte er auf Wunsch seines Vaters aus finanziellen Gründen Medizin. Nach dem Studium war er kurze Zeit Militärarzt, anschließend viele Jahre Physiologieprofessor in Königsberg, Bonn und Heidelberg. 1870 wurde er Physikprofessor in Berlin. Damit erfüllt esich im fünfzigsten Lebensjahr ein Jugendtraum.

Als Arzt, Physiker und Philosoph beeinflusste der geniale Helmholtz die Entwicklung der gesamten Wissenschaft im 19. Jahrhundert. Die ganze Umwelt – sein Zimmer, die Landschaft, die Naturerscheinungen – alles diente der Analyse, sogar die Urlaubsziele. So wählte er 1883 Antibes an der Cote d’Azur, wo er Wellen, Wind und Wirbelstürme beobachten und mit theoretischen Formeln vergleichen konnte.

Die Themen seiner Vorlesungen sind ein Spiegelbild seines umfassenden Weltbildes: Planetensystem, Goethes naturwissenschaftliche Arbeiten, die arabisch-persische Tonleiter, Eis und Gletscher, Elektrodynamik, Muskelfasern etc. Er übertrug die Gesetze der Physik auf den menschlichen Körper, was damals einen ungeheuren wissenschaftlichen Fortschritt bedeutete. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Erforschung von Auge und Ohr. Er erklärte Farbenblindheit und erfand ein einfaches Instrument, mit welchem man, – zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin! – ins Innere des Auges schauen konnte, ohne es zu verletzen. Er erfand es eher zufällig, als er eine Vorlesung vorbereitete. Dieses „Ophtalmoskop“ wird heute noch, zeitgemäß modifiziert, tagtäglich benutzt.

1867 erklärte er die Mechanik der Gehörknöchelchen und des Trommelfells. Mit seinem Werk „Lehre von den Tonempfindungen“ wurde er zum Begründer der modernen akustischen Forschung. Er war nämlich  ein großer Musikliebhaber, spielte selbst zwar kein Instrument, verfügte aber über ein ausgezeichnetes Gehör. Er analysierte Kompositionen Richard Wagners, den er persönlich kannte, und nahm mit seiner Ehrefrau 1876 an der festlichen Einweihung des Bayreuther Festspielhauses teil.

Das Leben von Helmholtz erweckten den Eindruck einer geradlinig verfolgten und überaus erfolgreichen Karriere, aber dem Glanz der öffentlichen Anerkennung und dem wissenschaftlichen Ruhm standen die Schicksalsschläge im Familienleben gegenüber. Anna und Hermann von Helmholtz verloren im Laufe ihrer 34jährigen Ehe drei Kinder. Schwer betroffen durch den Tod seines Lieblingsschülers Heinrich Hertz im Januar 1894, starb Helmholtz am 8. September des gleichen Jahres in Charlottenburg

Fünf Jahre nach seinem Tod wurde an der Berliner Universität sein Denkmal enthüllt. Kaiser Wilhelm II. wählte als Standort den Platz direkt vor dem Eingang. Als di eWitwe Anna von Helmholtz warnend meinte, es werde durch die Jahrhunderte jeder Student einen Umweg machen müssen, um die Alma mater zu erreichen, soll der Kaiser geantwortet haben: Es werde jedem Studenten nutzbringend sein, wenn er darüber nachdenke, warum er diesem Umweg mache.

Wie erträgt man als Frau einen genialen Ehemann? Helmholtz galt privat als verschlossen und beherrscht. Es hieß über ihn, er sei zwar freundlich, aber man müsse ihn erst „ausgraben“. Sein Freund Richard Wachsmuth bescheinigte ihm olympische Ruhe und Klarheit. Helmholtz liebte es, in Ruhe nachzudenken, und empfand Hast als menschenunwürdig. Seine Frau schrieb eimal an Cosima Wagner:“Ich habe ihn geliebt, umgeben, für ihn gewaltet und gelebt – habe ihm vielleicht die Außenwelt vermittelt und ihm seine Tage möglichst frei von  äußeren Hindernissen gestalte, habe ihn auch manchmal zur Freude an dem, was ihn umgab, angeregt – ihn gehindert, sich ganz in sich zu verlieren und seine Kräfte noch früher aufzubrauchen. Aber ich habe ihn nicht begleitet, wo sein eigenstes Sein war, in seine Welt der großen ewigen Fragen, der Urbegriffe allen Seins.“

Helmholtz’ letzte, großzügige Worte galten seiner Frau: „Ich möchte, dass Du noch Schönes findest.“

Dr. Jasenka Roth

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