Paracelsus
(1493-1541)

Im Jahr 1493 wurde Theophrastus Bombastus von Hohenheim in Einsiedeln in der Schweiz geboren. Zwar stammte sein Vater aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht, war aber ein uneheliches Kind und deshalb nicht mit adeligen Privilegien ausgestattet. Die Mutter war Leibeigene des Klosters Einsiedeln. Den Namen Paracelsus hat Theophrastus sich selbst zugelegt. Der römische Philosoph Celsus galt als jemand, der in allen damaligen Wissenschaften zuhause war. Wenn er sich also „Para-Celsus“ nannte, dann brachte er seinen Anspruch zur Geltung, allumfassend gebildet zu sein – schließlich war er Mediziner, Wanderprediger, Biologe, Chemiker.

Paracelsus war ein äußerst umstrittener Mensch, der sehr konfliktträchtig lebte und zu vielen Bereichen seiner Zeit eine unzeitgemäße, fast revolutionäre Haltung zeigte.

Unzeitgemäß war er in seiner Wissenschaft:

Erste Unterweisung in medizinischen Dingen erhielt er durch sienen Vater, der Arzt war. In jungen Jahren zog er von einer medizinischen Fakultät zur anderen: Tübingen, Heidelberg, Mainz, Freiburg, Regensburg, Leipzig, Paris, Barcelona, Lissabon und Montpellier kannte er, und in Ferrara erwarb er den medizinischen Doktortitel. Dennoch hatte er zumeist nur Spott für die damalige Schulmedizin übrig, die seiner Meinung nach nur das Wissen der alten Autoritäten wiederholte und zuwenig übergreifende Zusammenhänge berücksichtigte. Paracelsus betonte immer wieder, dass Leib und Seele zusammen gesehen werden müssen. Er entwickelte zum Beispiel die Anfänge einer Umweltmedizin, indem er typische Krankheitsbedingungen in bestimmten Regionen feststellte.

Er entdeckte auch die Bedeutung chemischen Wissens. So befasste er sich mit den Wirkungen von Salzen, Schwefel und Quecksilber. Ein grundlegendes Werk der Kräuterlehre spiegelt sein auf Reisen erworbenes Wissen wider. Ständig war er auf der Wanderschaft durch Europa, Nordafrika und Palästina und bezog daraus ein höheres Maß an medizinischem Wissen als durch seine Studien an den bekannten Fakultäten. Nach seiner Einschätzung war es vor allem die natürliche Medizin einfacher, aber erfahrener Menschen, die besondere Aufmerksamkeit verdiente. Diese Sicht brachte ihm allerdings auch die erbitterte Feindschaft etablierter Mediziner ein, weshalb er selten längere Zeit in einer Stadt ver-
weilte, ohne wieder fliehen zu müssen.

Unzeitgemäß blieb er in seiner Religiosität

Paracelsus besaß eine tiefe Frömmigkeit. Er erlegte sich selbst ein eheloses Leben auf, ohne jemals Kleriker werden zu wollen. Undenkbar war für ihn die Trennung von medizinischer Wissenschaft und religiös begründeter ethischer Verantwortung. Auch hier dachte er also ganzheitlich.

Allerdings wollte er eine Form von Frömmigkeit, die keine besonderen Rituale braucht und keinerlei Ornat. Nach seiner Überzeugung machen solche Dinge aus gläubigen Menschen lächerliche Narren. Schlichtheit und Einfachheit waren ihm auch hier Programm. Er selbst legte als Wanderprediger Bibeltexte in eigener Autorität aus. In die Lebenszeit des Paracelsus fiel die Reformation. Er ließ sich aber für keine Seite vereinnahmen, was ihm auch Probleme mit den kirchlichen Obrigkeiten einbrachte.

Unzeitgemäß war er in seiner Lebensführung.

Paracelsus war zeit seines Lebens ein heimatloser Nomade. Häuslichkeit und Sesshaftigkeit pflegte er nie lange. Auch sein Äußeres schien er meist vernachlässigt zu haben. Von seinen Zeitgenossen wurde ihm häufig verübelt, dass er sich auf Märkten, in Kneipen und Tavernen eher zuhause fühlte als zu Hofe, in Lehrsälen oder Klöstern. Feindschaft brachten ihm auch sein polternder Spott, sein Jähzorn und sein überaus stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein.

1541 starb Paracelsus. Sein einzigartiges Wissen, seine neue Denkweise in der Medizin wurden in vollem Umfang erst viel später anerkannt.

Rudolf Wagner-Jakob

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