Robert Koch
(1843-1910)

Robert Koch kann dank seiner Arbeiten über Züchtung und Färbung der Bakterien als Vater der modernen bakteriologischen Forschung bezeichnet werden. Seine Beobachtungen führten zur Entwicklung der Immunbiologie und der Allergologie.

Geboren am 11.12. 1843 in Clausthal, stuerte er Medizin in Göttingnen und führte bereits als Student gewagte Versuche am eigenen Körper durch. Nach dem Studium wollte Robert Koch als Schiffsarzt die Welt kennenlernen, aber wegen seiner zukünftigen Frau blieb er im Land und wurde Kreisphysikus im preußischen Städtchen Wollstein (Wolsztyn). Obwohl er das idyllische Familienleben sehr genoss, war er nicht recht zufrieden. In seinem Wesen schlummerte ein unruhiger Geist, ein Wunsch nach Abenteuer. Als Erholung ovm Alltag brfachte er von seinen Spaziergängen das Wasser aus benachbarten Seen und Pfützen nach Hause, um wenigstens di eAbenteuer der kleinsten Lebewesen unter dem Mikroskop  zu beobachten. Während einer Milzbrandseuche in der Umgebung von Wollstein bewies er mit seinem einfachen Mikroskop, dass ein Bazillus die Ursache der Erkrankung war. Damit wurde überhaupt zum ersten Mal ein Mikroorganismus als Krankheitsursache erkannt und nachgewiesen.

Dieser wichtige Erfolg des jungen Arztes blieb der wissenschaftlichen Welt nicht verborgen. Robert Koch zog nach Berlin, wo er unter ausgezeichneten Bedingungen und mit hervorragenden Mitarbeitern swiene Forschungsarbeit fortsetzen konnte. Ab 1880 widmete er sich fast ausschließlich der Tuberkulose, deren Erreger er 1882 entdeckte.

Die nachweisbare Geschichte der Tuberkulose beginnt bereits vor Jahrtausenden – es ist bekannt, dass manche ägyptische Mumien Merkmale von Knochen- und Gelenktuberkulose aufweisen. Schon Hippokrates und spätere Paracelsus kannten die Tbc, aber erst um die Wende des 19. Jahrhunderts nahm die Verbreitung epidemische Ausmaße an. Man glaubte, je nach dem Horizont der Zeit, Tuberkulose wäre eine Strafe Gottes, ein seelisches Leiden oder sogar eine Erbkrankheit. Manche ihrer Opfer – Schiller, Schubert, Chopin, Mendelsson-Bartholdy oder Kafka, der an einer qualvollen Kehlkopftuberkulose starb – sind mindestens so gut bekannt wie Robert Koch selbst. Als dieser 1881/82 in der Berliner Cahrité an Tbc-Patienten den Erreger identifizierte, wurde klar, dass es sich um eine ansteckende Krankheit handelte. In der Bevölkerung brach Panik aus. Müttern wurde empfohlen, ihe Kinder nicht mehr zu küssen. Überall wurden Spucknäpfe angebracht und Schilder mit „Nicht auf den Boden spucken!“. In Berlin war damals jeder zehnte Einwohner von Tbc betroffen. Kaiser Wilhelm II. weigerte sich , die U-Bahn, diese „Bazillenkiste“, zu betreten!

Auf der Suche nach einem wirksamen Heilmittel entdeckte Koch das Tuberkulin – hochkonzentrierte, durch Hitze getötete und dann filtrierte Erreger. Die Unschädlichkeit bewies Koch an sich selbst: Mutig spritze er sich 0,25 cm3 Tuberkulin; obwohl er noch keine gesicherten Beweise hatte, glaubte er, das Heilmittel gefunden zu haben. Unvorsichtigerweise veröffentlichte er dies au fdem 10. Internationalen Medizinischen Kongreß. Die Nachricht verbreitete sich blitzschnell. Zehntausende strömten nach Berlin in der Hoffnung, geheilt zu werden. Leider erwies sich Tuberkulin als völlig unwirksam. Die Begeisterung für Robert Koch schlug nun in Zorn um; das böse Wort vom „Tuberkulinschwindel“ kam auf. Über Nacht schien er wissenschaftlich vernichtet.

Zur gleichen Zeit verließ ihn seine Frau – nach 26 Jahren Ehe. Es dauerte allerdings keine drei Monate, bis der damals 50jährige wieder verheiratet war – mit einer 21jährigen Schauspielerin. Das gab den nächsten Skandal!

Dennoch wurde Robert Koch nicht vergessen. 1883 reiste er auf Bitte der Regierung nach Ägypten und Indien, wo Cholera ausgebrochen war. Ohne sich selbst besonders zu schützen, gelang ihm der Nachweis des Choleraerregers. Seinem erneuten Ruhm stand nichts mehr im Wege. Die Welt verzieh den Tuberkulin-Irrtum. 1905 erhilet der „schöne Abenteurer“ sogar den Nobelpreis. Er bereiste die ganze Welt und errichtete in vielen Ländern Laboratorien. Die letzten zwei Lebensjahre verbrachte er wieder in Deutschland. Er starb am 27. Mai 1910.

Das erste wirksame Medikament gegen Tbc fand der US-amerikanische Bakteriologe S.A. Waksman, der 1942 den Erdboden nach Mikroorganismen untersuchte und das Antibiotikum Streptothyricin entdeckte, aus dem schließlich 1945 das bekannte Streptomycin hervor- ging. Damit wurde diese gefährliche Krankheit heilbar.

Dr. Jasenka Roth

 

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