Wilhelm Lobenhoffer
(1879 – 1945)

Chirurg, Chef der Bamberger Chirurgischen Klinik

Anfang April 1945 rückten amerikanische Truppen auf Bamberg vor. Am 9. April stand für vernünftige Menschen außer Frage, dass die Situation militärisch aussichtslos war und eine Verteidigung der Stadt, wie sie fanatisch an den Endsieg glaubende Nazis vorhatten, zur Zerstörung führen würde – dabei war Bamberg damals mit Flüchtlingen überfüllt und außerdem Lazarettstadt.
Professor Lobenhoffer beschloss aus dieser Einsicht heraus, zusammen mit namhaften Vertretern der beiden Kirchen den Kampfkommandanten Oberst Körner von der kamplosen Übergabe der Stadt zu überzeugen und berief sich dabei auf die Genfer Konvention und seine Fürsorgepflicht für die ihm anvertrauten Kranken und Verwundeten.
Dieser Vorstoß wurde aber zunächst zu einem Fiasko, denn Lobenhoffer wurde in der Nacht zum 10. April verhaftet und musste mit dem Schlimmsten rechnen. Jedoch sein Beispiel mag andere bestärkt haben, zu versuchen, die Heimatstadt vor der Zerstörung zu retten – wobei die Umstände, wie das gelang, bis heute nicht mit letzter Sicherheit geklärt sind. Jedenfalls hat Bamberg trotz der Sprengung der Brücken und einiger Opfer an Menschen und Häusern bei der Einnahme durch die Amerikaner das Kriegsende vergleichsweise glimpflich überstanden.

Dagegen verlief das weitere Leben W. Lobehoffers geradezu tragisch. Zum Fallstrick wurde für ihn seine Mitgliedschaft in der NSDAP, der er beigetreten war, um  seine langjährige Aufbauarbeit am Bamberger Krankenhaus nicht zu gefährden. Als die US-Militärregierung die Entnazifizierung anordnete, durfte er zwar weiterarbeiten, hatte aber praktische keinen Einfuß mehr. Statt Dank und Anerkennung für 27 Jahre als Chef der Chirurgie schien er nur noch Misstrauen zu ernten. Das muss ihn so gekränkt haben, dass er sich nach einem Gehirnschlag nicht mehr erholte und bereits am 16. August 1945 verstarb.
Die Ironie der Geschichte wollte es, dass die Bamberger erst im Laufe der Zeit von seinem Ableben erfuhren, weil Nachrichten sich damals nur zögernd verbreiteten – wahrscheinlich trafen auch deshalb noch zwei Jahre nach seinem Tod Einladungen zu internationalen Fachkongressen ein.

Die Stadt hat diesem herausragenden Arzt und mutigen Menschen schließlich ein Ehrengrab in der Rotunde vor dem Gefallenenfriedhof zugestanden.

Als Nachtrag sei mir gestattet, das Beispiel Wilhelm Lobenhoffers zum Anlass zu nehmen, einmal daran zu erinnern, wie wenig man Bambergs Geschichte  in den Dreißiger- und Vierziger Jahren gerecht wird mit der bekannten Floskel „Vom Krieg verschont…“ – und wie wenig Wert immer noch auf diese Zeit im Geschichtsunterricht der Schulen gelegt wird.

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